Steckbrief Kathrin Flamme
Im Januar 2007 gründete Kathrin Flamme die Agentur Flammenmehr, deren Zielsetzung das PR-Management für Bühnen-Darsteller war. Das Aufgabenfeld erweiterte sich jedoch sehr bald in den Bereich der Schauspielagentin und Management sowie der Entwicklung neuer Vermarktungskonzepte. Kathrin Flamme sieht sich dabei als Schnittstelle zwischen Kunst und Kommerz. Dafür entwickelt Flammenmehr ganzheitliche PR und Vermarktungskonzepte die sehr eng mit den individuellen Vorstellungen der Darsteller abgestimmt werden. Dazu gehört die Künstlerpräsentation, Casting-Bewerbung und das optimieren des Showreels. Ein weiterer Servicebereich der Agentur stellt die Vermarktung von neuen und bestehenden Showkonzepten für verschiedene Medien und an verschiedensten Standorten. Entstanden ist die Agentur der gelernten Maskenbildnerin mit der außergewöhnlichen Menschenkenntnis und dem guten Organisations- und Improvisationstalent, durch ihre Freude im Umgang mit Menschen.
Wie kamst du auf die Idee Schauspieleragentin zu werden?
Ursprünglich wollte ich nicht Schauspieleragentin werden ,sondern Bühnendarstellern einen größeren Bekanntheitsgrad verschaffen. Auf der Bühne haben diese Künstler beim Publikum eine wahnsinnig große Lobby. Mit dem Verlassen des Saals allerdings entrücken sie dem Licht der Öffentlichkeit. Das war meine Ursprungsidee, weil ich es schade fand, dass diese grandiosen Künstler, die jeden Abend eine tolle Performance hinlegen, in keiner Weise einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind.
Warum ist das so?
Es ist die Politik der Veranstalter. Der Bekanntheitsgrad der Darsteller soll nicht forciert werden, denn er soll im Prinzip jederzeit austauschbar sein. Einen Monat hat er eine Rolle bei „Jekyll und Hyde", „Mozart" und dann „Phantom". Dennoch hat er einen riesigen Fankreis. Das wird in Deutschland oft unterschätzt. Viele der Fans würden sich freuen, wenn sie einen „ihrer" Musicalstars auch in einem „Tatort" oder bei beispielsweise bei „Pilcher" sehen würden. Teilweise war das übrigens auch schon der Fall. Übrigens ist das Musicalpublikum in Deutschland weit größer, als viele glauben. Das Stammpotential wird derzeit auf rund fünf Millionen geschätzt, dazu kommen mindestens dreimal so viele, die das Musical näher kennenlernen möchten.
...Und dann hast du das in die Hand genommen?
Genau. Ich habe festgestellt, dass, wenn ich einen größeren Bekanntheitsgrad für die Künstler erreichen möchte, man ihnen auch die Möglichkeit geben sollte, im Film-, Fernseh- oder im Moderationsbereich zu arbeiten. Deswegen bin ich „umgeswitched" und bin heute Schauspielagentin. Meine ersten Schauspieler kamen aus dem Bereich Musical und ich habe sie ausgesucht, weil sie hervorragende Schauspieler sind. Natürlich sind nicht alle meine Schauspieler vom Musical.
Wie hoch schätzt du das Fanpotential ein?
Man kann es für die einzelnen Künstler relativ gut, anhand deren CD-Verkäufen oder dem Verkauf ihrer Konzertkarten, ablesen. Gerade die Live Konzerte sind oft innerhalb von einem Tag ausverkauft. Die Fangemeinde der Männer ist weitaus größer ist als die der Frauen. Aber man muss unterscheiden zwischen den reinen Fans, die auf bestimmte Darsteller fixiert sind, und den Musical-Anhängern, die mit den Namen der Künstler etwas anfangen können, also einen Wiedererkennungswert besitzen, aber keinen Fan-Kult daraus machen möchten. Die Zahl der letztgenannten Gruppe ist, wie bereits oben gesagt, sehr hoch und wird auf rund fünf Millionen geschätzt. Tendenz steigend.
Kennst du Kolleginnen, bzw. was denkst Du unterscheidet Flammenmehr von anderen Agenturen?
Ich denke ,unsere Stärke ist, dass wir Schauspieler vermitteln, die eben noch Zusatzqualifikationen haben. Aber ganz wichtig, wir sind in erster Linie eine Schauspieleragentur, die mit professionellen Schauspielern arbeitet und diese in Film-und Fernsehproduktionen vermittelt. Das einige meiner Schauspieler auch noch dazu sehr gute Sänger sind und sich in großen Musicalproduktionen bewährt haben, sehe ich als großes Plus. Auch Schauspielerinnen wie etwa Katja Riemann oder Jasmin Tabatabei haben diese Extra- Fähigkeiten und zeigen damit ihre enorme Vielseitigkeit.
Woher kommen diese gewissen Vorbehalte , was Musicaldarsteller im Filmbereich betrifft?
Ich denke, dass liegt an der sehr einseitigen Sicht auf die verschiedenen Branchen. Natürlich gibt es Darsteller in Musicalproduktionen , etwa in ausgesprochenen Tanz -Shows, die dort eher aufgehoben sind als im Film. Flammenmehr vermittelt Schauspieler, die wenn sie im Musical auftreten, sowieso in Rollen mit Schwerpunkt Schauspiel in Erscheinung treten.
Ein Darsteller, der im Musical Mozart. Die Figur des Leopold Mozart verkörpert, braucht dafür neben einer ausgezeichneten Stimme natürlich, hauptsächlich, die schauspielerischen Fähigkeiten, um eine derart komplexen Charakter glaubhaft zu transportieren.
Natürlich erfordert eine große Bühne andere Techniken, aber das wissen meine Künstler.Aus anderen Ländern kann ich viele Beispiele nennen, wo die wunderbar gefruchtet hat. Jerry Orbach ( Law and Order), Kevin Kline (Fisch Namens Wanda), Glenn Close, Diane Keaton, Bette Midler, David Hyde Pearce (Frasier) Sarah Jessica Parker, Matthew Broderick, Raoul Julia ...um nur einige zu nennen. Es sind gute Beispiele für amerikanische Schauspieler, die im Musical begonnen haben und dann super Karrieren sowohl vor der Kamera, als auch auf der Bühne gemacht haben.
Aber fast alle Filmschauspieler spielen doch auch auf der Bühne Theater?
Ja. Aber von vorneherein werden Musicalstars, wegen der alten Vorurteile oft gar nicht zum Casting eingeladen. Das ist engstirnig und heutzutage sachlich überhaupt nicht mehr zu begründen. Ich würde mir wünschen, dass die Caster sich den Schauspieler ohne diverse Etiketten anschauen und bestenfalls im Laufe der Zeit das Vertrauen entwickeln, dass die Agentur Flammenmehr einfach spannende Schauspieler im Gepäck hat, ob die nun auch Musicalkonzerte singen oder nicht.
Triffst du öfter auf dieses Schubladendenken ?
Ja, grundsätzlich. Die Medien haben die Qualitäten der Musicaldarsteller/-innen inzwischen zumindest schon teilweise anerkannt, das Musical hat inzwischen einen wesentlich höheren Stellenwert als noch vor 20 Jahren. Aber in der Popularität ist es immer noch entwicklungsfähig.
Aber du hast ja nicht nur Schauspieler in deiner Agentur, die parallel auch Musicaldarsteller sind oder es einmal waren?
Was an Flammenmehr vielleicht anders ist, als an anderen Agenturen ist die Tatsache, dass fast alle Klienten singen können, wenn sie es denn sollen. Sie müssen aber nicht unbedingt singen. (lacht) Wenn es Zeit gibt, können Sie auch für Musicals und Shows und Revues singen. Damit überbrücken sie die Lücken bis zum nächsten Dreh. Sie sind eben vielseitiger als viele Künstler, was dann ein enormer Vorteil sein kann.
Man differenziert gerne zwischen Theater- und Filmschauspieler. Würdest du hier noch Musicaldarsteller ergänzen?
Ich beantworte das mal so: Ich glaube einfach daran, dass einige Musicaldarsteller hervorragende Newcomer in der Filmwelt sein können. Die spielen teilweise schon ihre zwanzigste Rolle und das „absolut" überzeugend im Musical. Warum sollen die nicht auch im Tatort überzeugend den Mörder oder die Kommissarin spielen. Vorraussetzung dafür ist selbstverständlich eine entsprechende Kameraausbildung und entsprechendes Demomaterial.
Bezeichnest / Verkaufst du Deine Klienten unter dem Etikett „Musicaldarsteller" oder „Schauspieler"?
Es sind Schauspieler, die eben auch singen können. Eine meiner Klientinnen bspw. hatte neulich ein Casting für die Rolle eines „Revuegirls" in einem Kinospielfilm. Dafür muss sie auch im Hintergrund singen und tanzen können, auf einem Niveau, dass nicht jeder besitzt. Was meine Klienten also auszeichnet ist, dass sie alle Schauspieler sind, die innerhalb einer kurzen Vorbereitungszeit auch etwas singend vortragen können.
Aber du sagst selbst, dass nicht jeder Musicaldarsteller prädestiniert ist, Schauspieler zu werden. Wo würdest du da Deine Kriterien ansetzen?
Ich betrachte diese Bewerber genauso wie „reine" Filmschauspieler. Ich brauche aussagekräftiges Demomaterial und eine interessante und natürliche Ausstrahlung.
Wie würdest du für dich den Künstlerbereich definieren?
Vielseitig! Darum ist Professionalität ganz wichtig.
Wie empfinden deine Schauspieler, die aus dem Musicalbereich kommen, das Casting für den Film-, TV- oder Werbe-Bereich?
Es ist für sie zunächst eine ganz andere Welt. Denn selbst wenn Live gecastet wird, wird anders instrumentiert. Es geht z.B. sehr viel schneller. Ein Casting für einen Werbefilm beispielsweise, wo nur kurz mit einer Kamera gedreht wird, ist im Kontrast schon sehr unpersönlich. Bei einer Audition für Musicalsänger wird bei Interesse viel eher mal nachgehakt,vielleicht nach einem zweiten Monolog gefragt. Doch auch dort gibt es genauso wie beim Film eine große Bandbreite.
Wie unterscheidet sich das Casting im TV- und Filmbereich zum Musicalbereich genau?
Der Unterschied ist sehr groß. Beim Musical wird immer ein „Livecasting" veranstaltet .Im TV und Filmbereich sieht es dagegen so aus, dass für Newcomer nur das Demotape zählt. Es gibt sonst kaum eine Chance, und wenn du ein schlechtes Demotape hast, dann kannst du eigentlich eine Filmkarriere fast schon vergessen. Schöne Ausnahmen sind die ,bei denen sich die Regisseure die Zeit nehmen kurz mit dem Darsteller zu arbeiten, wie ich es zum Beispiel neulich auf einem Casting erlebt habe. Der Regisseur konnte da natürlich schon viel besser sehen, ob er mit dem Darsteller arbeiten kann.Grundsätzlich kann man aber sagen, dass beim Musicalcasting das Liverlebnis zählt und nicht ein Demotape, dass vielleicht den Schauspieler nicht in seiner ganzen Bandbreite zeigt. Die Meinungen der Caster, wie ein gutes Demotape aussehen soll, sind auch sehr unterschiedlich.
Haben Musicaldarsteller also kein Demotape?
Oft ist das so, weil es eben im Musicalbereich nur Livecastings gibt. Dort kann experimentiert werden und erst beim eigentlichen Cast kann das wahre Können herausgestellt werden.
Gibt es im Musicalbereich eigentlich Agenten?
Es gibt natürlich den klassischen Agenten für den Musicalbereich. Diese Agenten kümmern sich vorwiegend um den Audition-Bereich und die Vertragsverhandlungen ihrer Darsteller. In anderen Bereichen sind sie oft gar nicht tätig. Die Engagements sind ja auch sehr langfristig. Wenn er einmal untergebracht ist, hat er über manchmal über ein Jahr jeden Abend zu tun. Das heißt er könnte gar nichts anderes Nebenher mehr machen. Für PR-Maßnahmen tun diese Agenten praktisch nichts.
Sind deine Leute noch im Musicalbereich tätig oder nur noch im Schauspiel?
Ich habe mit zwei Schauspielern den Deal, dass sie nichts mehr im Musicalbereich machen. Ein anderer singt dafür aber weiter, weil er noch nicht 100 prozentigen Bezug zum reinen Schauspielerleben hat. Er wird zu den Castings gehen und irgendwann muss er sich dann entscheiden.
Suchst du neue Talente jetzt eher an Schauspiel- oder Musicalschulen?
Junge Talente suche ich an Schauspielschulen. Ich denke, ein Musicaldarsteller, der noch neu ist und versucht direkt ins Schauspielbusiness rein zukommen, geht nicht den richtigen Weg (Ausnahmen bestätigen die Regel). Musicalsänger, die schon seit Jahren - damit meine ich wirklich schon seit 10 Jahren und mehr auf der Bühne stehen - und die ich für talentiert halte, möchte ich eine Chance im Film- und Fernsehbereich bieten.
Haben deine Schauspieler auch Musicalsauszüge auf Ihrem Demoband?
Nein, gar nicht, denn dafür sollen sie nicht besetzt werden, sondern für den Filmbereich. Hier ist es wichtig, eine Persönlichkeit rüber zu bringen. Wenn Caster einen Musicalsänger suchen würden, bekommen sie natürlich auch die „passenden" Künstler von mir vorgeschlagen.
Wie sieht das mit der Fotoauswahl aus?
Haben wir alles neu machen lassen. Die Bilder werden im Vorfeld besprochen und später tätigen wir auch zusammen die Auswahl. Die Musicaldarsteller mit denen ich bisher zusammen gearbeitet habe, hatten den Vorteil, dass sie auch alle das Geld dafür mitbrachten. Das unterscheidet sie natürlich von den Schauspielern, denn da haben erstaunlich viele , wenig Geld. War das jetzt selbst ein Klischee?
Ja, so wie du selbst oft auf Schubladen triffst. Glaubst du Schubladen oder Klischees sind Berührungsängste und was für Möglichkeiten gibt es diese zu durchbrechen?
Erstens das, und zweitens glaube ich das der Musicalsektor sehr gerne belächelt und als trivial abgestempelt wird. Musicaldarsteller, Musicals und Leute die Musicalfans sind, lesen wahrscheinlich auch drei Groschenromane. Dies ist natürlich nur eine Schublade. Dass es auch eine Fangemeinde gibt, die auch anderes liest und sogar studiert hat (wenn das ein Gütesiegel ist)wird häufig ignoriert. Ich weiß nicht warum Musicals in Deutschland in eine so triviale Schublade gesteckt werden. In Amerika ist der Bereich Musical riesengroß. Dort werden für Oskar-preisgekrönte Schauspieler sogar Musicals geschrieben. So werden dort für Barbara Streisand oder Meryl Streep Musicals als „Krönung" Ihrer Karriere geschrieben. Ich bin kein Amerikafan, aber dort ist der Künstlerbegriff weiter gefasst. In Deutschland ist das so: entweder du liebst Musicals oder du haßt sie. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass die Landes- und Stadttheater in Deutschland mittlerweile mit ihren Musicals Auslastungszahlen von 100 % erreichen. Würden sie das, wenn die Darsteller keine publikumswirksamen „Typen" wären?
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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