Ursprünglich sollte das Fachbuch „Casting” den Untertitel „Gesichter Gesucht” zieren, welches der UVK-Verlag dann jedoch strich. Kurz vor seiner Fertigstellung, bat der Verlag um einen Vorschlag für das Cover. Insofern die Zielgruppe für die Publikation allen voran Nachwuchs- schauspieler waren, war die wundervolle Alessija Lause sofort die erste Idee. Dies hatte zur Folge, dass Alessija so manches Mal als Tina Thiele angesprochen wurde. Zwölf Jahre ist das Ganze nun her. Wir finden, es ist nun endlich mal Zeit, das Gerücht aus der Welt zu räumen und ihr Platz für ein Interview zu schaffen.
Was hat sich in dieser Zeit in Deinem Leben verändert?
Ui, ne ganze Menge. Kaum zu fassen, dass das schon 12 Jahre her ist. Ich bin glücklich. Als Mensch bin ich entspannter. Ich weiß besser denn je, was ich will und was ich kann. Ich bin definitiv mehr bei mir angekommen und das fühlt sich wunderbar an. Ich habe in tollen Theater-, sowie Film- & Fernsehproduktionen gespielt und mit renommierten Kollegen und Regisseuren gearbeitet. Habe Theaterstücke und bislang einen Film selbst produziert und koproduziert, und eine erfolgreiche sechsjährige Stuntkarriere (u. a. Stuntdouble für Cate Blanchett und Diane Kruger) hinter mir. Ich bin sehr dankbar für all die Erfahrungen, die ich machen durfte und darf. Die sind absolut Gold wert! Ich bin mir dessen bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich diesen Beruf ausüben darf. Mein Verständnis für diesen Beruf und alles, was dazu gehört, sowie die Abläufe hinter den Kulissen hat sich vertieft. In vielerlei Hinsicht bin ich nicht mehr ganz so blauäugig. Eines meiner Etappenziele habe ich erreicht. Und ich habe vor Augen, wie ich mir wünsche, dass es in meinem Leben weitergeht.
Dein nächstes Projekt ist die neue ZDFneo-Serie „Blaumacher“. Welche Rolle spielst Du darin?
Ich spiele eine megafiese Polizistin, die es auf die weibliche Protagonistin abgesehen hat. Gleich beim ersten Lesen, wusste ich: Die will ich spielen. Es ist eine kleine Rolle, aber die Szenen sind sehr witzig und beim Nachsynchron habe ich mich jedes Mal auf’s Neue weggeschmissen vor Lachen. Im Anschluss an die „Blaumacher” habe ich mit der Regisseurin Pia Strietmann, die mich für die Rolle vorgeschlagen und zum Casting eingeladen hat (danke Pia!!!), gleich eine weitere Produktion gemacht. Die neue ARD-Serie „Falk”, in der ich eine der zwei weiblichen Hauptrollen übernommen habe. Fritz Karl spielt „Falk” und ich seine beste Freundin und Assistentin „Trulla”. Die Lady ist schräg, liebenswert, und außergewöhnlich. Außerdem hat sie ein riesen Herz. Die Frau scheißt auf Konventionen und macht sich Pipi Langstrumpf-mäßig ihre Welt wie sie ihr gefällt. Sie lebt in ihrem Mikrokosmos und den macht zu einem großen Teil „Falk” aus. Das ist eine tolle Rolle, die sehr kurzfristig vor Drehbeginn zu mir kam und mir einen wahnsinnigen Spaß gemacht hat! Ich habe das riesige Glück, dass sich meine Rollenangebote in einem großen Spektrum bewegen. So darf ich in die unterschiedlichsten Leben eintauchen und Persönlichkeiten erforschen. Eine Wonne!
Was dürfen wir von den Serien erwarten?
Ich habe einige Bilder von „Falk” gesehen, und fand die super! Schräge Fälle, skurrile Figuren, Herz und Humor. „Die Blaumacher” ist eine echt abgefahrene Serie. Ich habe selten so gute Drehbücher gelesen! Wahnsinnig komisch und zutiefst traurig zugleich. So wie das Leben eben ist. Ich bin sehr gespannt auf beide Serien!
Was macht für Dich eine gute Rolle aus?
Vielschichtigkeit. Eine Entwicklung in der Figur. Ein Charakter, der beim Publikum etwas auslöst, es nicht kalt lässt. Wenn das Lesen des Drehbuchs Bilder in mir entstehen lässt und die Rolle mich dazu inspiriert, diesen Charakter zu erforschen, zu verstehen und ihm „Fleisch auf die Rippen zu schaffen”. Eine gute Rolle hat eine Geschichte, die erzählenswert ist.
Du hast ja sowohl Theater- als auch Kameraerfahrung. Wo fühlst du dich mehr zu Hause?
Zu Hause fühle ich mich dort, wo ich merke: Allen Beteiligten – Kollegen und dem Team – liegt die Produktion am Herzen, und sie wollen zusammen was Tolles zu Stande bringen. Das kann im Theater wie auch beim Film & Fernsehen geschehen. Ich bin sehr froh, dass ich so viel Schönes drehen darf. Mindestens eine Theaterproduktion pro Jahr möchte ich dennoch gerne machen. Das Arbeiten im Theater unterscheidet sich sehr von Dreharbeiten. Das gemeinsame Proben und Erarbeiten auf der Bühne, die Sprache, die oftmals tiefschürfenderen Themen und besser geschriebenen Stücke will ich definitiv nicht missen. Andererseits finde ich die feine Arbeit vor der Kamera megaspannend, so „privat” sein zu können, dass der Gedanke, von der Kamera sichtbar gemacht und transportiert wird. Das ist ein irre spannendes Medium und fasziniert mich sehr. Ich liebe und brauche beides.
Auf welches deiner bisherigen Projekte bist du am meisten stolz und warum?
Die Theaterproduktion „Danny and the Deep Blue Sea” (Regie: Andreas Schmidt), in der ich die weibliche Hauptrolle gespielt habe, habe ich auch eigenhändig produziert. Mein heiß geliebter Schauspielcoach Larry Moss hatte mir das Stück 2009 bei einem seiner Workshops ans Herz gelegt. 2010 hatte die Produktion dann endlich, nach anfänglichen Widrigkeiten, die die Produktion fast zum Platzen gebracht hätten, in einem kleinen Berliner Theater Premiere. Dort fiel sie Wolfgang Hoffmann, einem Berliner Theaterbooker auf. Er stellte den Kontakt zum Edinburgh Fringe her, wo wir dann 2011 mit „Danny and the deep blue sea” zu sehen waren. Im selben Jahr gewann ich dort den The Stage Award for Acting Excellence als „Beste Schauspielerin”. Und das auf Englisch mit Bronx Accent, der mir sogar von einem New Yorker Jury-Mitglied komplett abgenommen wurde und unter 20.000 Produktionen, die in dem Jahr auf dem Edinburgh Fringe liefen! Darauf bin ich wirklich unendlich stolz. In diese Produktion sind so viel Herzblut, Schweiß und Tränen geflossen, und ich liebe sie von ganzem Herzen. Ich habe da viel gelernt. Auf vielen Ebenen.
Bist Du nach wie vor viel international unterwegs?
2015 habe ich unter der Regie von Anne Simon am Théâtre des Capucins in Luxemburg die „Sharla” in Tracy Letts’ „Killer Joe” gespielt. In Luxemburg zu arbeiten war ein absolutes Fest. Das würde ich sehr gerne wieder tun. Die Arbeitsbedingungen sind ein Traum, und man wird sehr zuvorkommend und herzlich umsorgt. Zudem habe ich fast jeden Abend eine andere wunderbare Theaterproduktion sehen können, unter anderem von Koryphäen wie Peter Brook und Robert Lepage! Jetzt in 2017 wird es absolut mal wieder Zeit, im Ausland zu arbeiten. Ich wär’ auf jeden Fall wieder so weit.
Wenn Du angehenden Schauspielern einen Rat geben könntest?
Seid dankbar. Mosert nicht rum. Wenn ihr der Welt was zu geben habt, dann tut es. Sitzt nicht auf eurem Hosenboden rum und wartet darauf, dass jemand eine Rolle für euch hat, sondern spielt! Kreiert Ensembles, bringt Stücke auf die Welt, dreht Filme mit dem, was ihr habt. Dafür braucht man kein irre großes Budget. Arbeitet an euch. Pianisten, Tänzer, etc. trainieren auch jeden Tag. Nicht viele Schauspieler können das von sich behaupten. Helft und unterstützt euch gegenseitig. So macht das alles viel mehr Spaß. Es gibt schon genug Neider und Menschen, die anderen ihr Leben missgönnen. Seid keiner von denen. Macht euch durch solche Gefühle nicht klein. Seid nicht eitel. Das ist unsexy! Aber wenn ihr wisst, was ihr könnt, dann stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Lasst euch nicht einreden, dass etwas an oder mit euch nicht stimmt. Verstellt euch nicht oder versucht jemand anderes zu sein. Ihr seid einzigartig, so wie ihr seid. Glaubt an euch. Nur so könnt ihr der Welt das Beste von euch schenken. Aber vor Allem: Habt Spaß!
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