Ein Interview mit Clemens Erbach und Ulf Sternberger
Steckbrief Clemens Erbach
Clemens Erbach wurde 1964 geboren. Nach diversen Beschäftigungen in der TV-Branche folgten ab 1992 erste Aufträge als Casting Director. Nach einer kurzfristigen Festanstellung als Casting-Director bei John de Mol, ist er seit Ende 1993 bis heute mit outcast als selbstständiger Casting Director in Köln tätig. 2000 folgte die Gründung von filmmakers. Clemens Erbach war 2002 Gründungsmitglied des Bundesverband Casting e.V. (BVC). Seit 2007 arbeitet er intensiv an der Idee und Entwicklung des eCasting-Tools auf filmmakers.
Steckbrief Ulf Sternberger
Ulf Sternberger wurde 1972 in Duisburg geboren und sammelte während des Studiums der Rechtswissenschaften, Politologie und Soziologie in Gießen, Köln und Bonn erste Erfahrungen in redaktionellen und produktionsbezogenen Praktika bei TV-Produktionen und Sendern. Anstatt weiter zu studieren, arbeitete er ab 2000 für Mediabolo TV Casting in verschiedenen Bereichen. Seit September 2005 leitet er die Besetzungsdatenbank filmmakers am Kölner Ebertplatz.
Firmendaten
WEBSITE / URL |
SEIT |
BETREIBER |
SERVICE |
KOSTEN inkl. |
BEMERKUNG |
Fimmakers |
2000 |
Clemens Erbach Ein Geschäfts-bereich der Solution GmbH
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Grundeintrag: - Name, Foto, - personen- bezogene Daten von A wie Alter bis W wie Wohnort - Fähigkeiten aller Art - kostenlose Demoband- Verlinkung |
kostenlos | Mehr als 17.000 Schauspieler- profile (ca.7500 Demobänder inkl. Verlinkungen) Weitere Service- leistungen: e-casting In Kürze: Die neue Videoumgebung
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Volleintrag / Volleintrag plus: - Grundeintrag + - auffällig markiert, top-gelistet - Bis zu 5 zusätzliche Fotos - Vollständige, durchsuchbare Vita - Homepage-Verlinkung |
79 €
(109 € inkl. Video-hosting) |
Hinweis: Nutzung für Caster, Regisseure, Produzenten, etc. 35 Euro pro Monat / 420 Euro pro Jahr
zzgl. 19% Mehrwertsteuer
Legende:
T.T.: Tina Thiele von casting-network
E.R.: Elmira Rafizadeh von casting-network
C.E.: Clemens Erbach von filmmakers
U.S.: Ulf Sternberger von filmmakers
T.T.: Wie ist filmmakers ganz genau entstanden?
C.E.: Ich haben zu meinem damaligen Partner Thomas Biehl - der momentan bei Sat.1 als Redakteur arbeitet - gesagt, wir brauchen alle Schauspieler, die wir in der Kartei haben, endlich auch im Computer. So haben wir alle Informationen an einer Stelle und brauchen nicht immer die Unterlagen raussuchen. Thomas war zunächst von meiner Computeraffinität nicht so begeistert. Aber als wir die ersten 6.000 Daten eingepflegt hatten, guckte er mir über die Schulter und meinte: „Jetzt will ich auch einen Computer haben." Dann schauten immer mal wieder andere Casting Directors über meine Schulter und sagten: „Deine Datenbank, kannst du uns die verkaufen?" Ich sagte, dass ich die nicht verkaufen kann, weil private Informationen drin sind, wie Telefonnummern und Kommentare. Außerdem könnte ich gar nicht berechnen, wie viel Geld der Aufbau gekostet hat. Aber mir wurde dadurch irgendwie klar, dass es ein zentrales Verzeichnis für Schauspieler im Internet geben muss, auf das alle Caster zugreifen können. Und da ich ja selbst auch als Casting Director arbeite, floss und fliesst bis heute diese Arbeitserfahrung bei filmmakers ein. Eine Datenbank soll schließlich den Besetzungsprozess von der ersten Idee bis zum Abschluss des Castings sinnvoll sein.
T.T.: Wie kamen dann die ersten Daten in die öffentliche Datenbank?
C.E.: Wir hatten den Grundstock durch besagte interne Datenbank, die wir seit 1994 aufgebaut hatten. So waren im Jahr 2000 ungefähr 12.000 Schauspieler bei filmmakers. Der erste Tag, als filmmakers online ging, war schrecklich. Es waren keine Bilder zu sehen und die Schriften konnte man nicht lesen. Wir hatten den Champagner kalt gestellt, es kam der Anruf des Programmierers, dass wir jetzt online sind, und als wir einschalteten, waren wir enttäuscht. Nach ungefähr einem Tag lief aber alles stabil. Apropos erster Tag: Wenn ich daran denke, wer unsere Nutzer waren. Die sind alle bis zum heutigen Tag noch dabei. Also filmmakers wurde vom ersten Tag an von Casting Directors genutzt.
E.R.: Der berufliche Background von Clemens Erbach ist bekannt. Es wäre auch schön, von Ulf Sternberger kurz zu erfahren, welche beruflichen Stationen ihn zu filmmakers geführt haben.
U.S.: 2004/2005 kam ich dazu. Vorher war ich bei Mediabolo. Ich war viele Jahre lang Student und habe mit Jura angefangen. Zuerst in Gießen, dann in Köln, da habe ich Germanistik und Politologie studiert; in Bonn auch noch Soziologie. Als studentische Aushilfe habe ich begonnen, Zuschauer für TV Shows zu akquirieren oder Kandidaten für Gameshows zu casten und dann bin ich bei filmmakers gelandet, weil der Posten hier frei wurde und es einfach passte.
T.T.: Du bist also kein Computerinformatiker, sondern kommst vom Fach, also aus dem Castingbereich?
U.S.: Natürlich haben wir Computererfahrung, die über den durchschnittlichen Bereich hinausgeht. Ansonsten überlassen wir alles, was mit Programmierung zu tun hat, unseren Programmierprofis.
C.E.: Um unseren professionellen Ansprüchen gerecht zu werden und der Zukunft gewachsen zu sein, muss eine stabile Datenbank dahinter stehen - und das sollen bitte Profis machen. Wir sagen aus unserem Anspruch heraus, was das Ding können muss. Die Umsetzung liegt bei den Programmierern.
E.R.: Welche Voraussetzungen muss ein Schauspieler mitbringen, damit er sich bei euch eintragen darf?
C.E.: Der Schauspieler sollte eine mehrjährige abgeschlossene, professionelle private oder staatliche Schauspielerausbildung
ODER eine dem gleichzusetzende Dreh- oder Bühnenerfahrung, also jahrelange Tätigkeit als professioneller Schauspieler haben
ODER Gast oder festes Mitglied eines im deutschen Bühnenjahrbuch gelisteten Ensembles sein
ODER Mitglied im Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) sein
ODER die Bitte eines bei uns registrierten Casting Directors, die Daten aufzunehmen.
U.S.: Was ist eine professionelle Agentur? Was ist eine professionelle schauspielerische Ausbildung? Das sind immer Grauzonen, wenn etwas nicht ganz eindeutig ist. In diesem Fall überlegen wir gemeinsam im Büro, was kann dieser Schauspieler der Datenbank bringen? Was kann er einem Casting Director bringen? Gibt es Projekte, in die er rein passt? Falls jemand eines der Kriterien erfüllt, dann wird er in die Datenbank aufgenommen.
E.R.: Ihr entscheidet also individuell über eine Aufnahme in die Datenbank?
C.E.: Wir behalten uns auf jeden Fall eine Art Hausrecht vor. Wir sind unseren professionellen Nutzern gegenüber verpflichtet und wollen nur professionelle Schauspieler präsentieren.
Denn natürlich will sich kein Caster durch eine Menge Komparsen durchklicken müssen. Und da gibt es immer wieder diese Grauzonen. Das erwägen wir aber dann eben mit unserem Kriterienkatalog, ganz individuell.
E.R.: Welche Form von Schauspielereinträgen gibt es bei filmmakers?
C.E.: Es gibt grundsätzlich zwei Formen. Den Grundeintrag und den Volleintrag. Vor einigen Jahren haben wir begonnen, auch Videohostings anzubieten. Seitdem gibt es einen Volleintrag Plus. Das ist ein Volleintrag mit Video.
U.S.: Der Grundeintrag besteht schon aus allen wichtigen, personenbezogenen Daten für die Castingsuche wie Körpergröße, Haarfarbe, Skills, also verschiedene Fähigkeiten auf unterschiedlichen Gebieten und einem Foto. Das alles ist kostenlos. Der Caster wird einen Schauspieler über die Suche finden und auch ein Foto von ihm sehen. Von jedem Schauspieler gibt es bei filmmakers mindestens ein Foto.
C.E.: Die Verlinkung von Videos war im Grundeintrag schon immer kostenlos. Da arbeiten wir auch heute noch mit Videoanbietern wie z.B. schauspielervideos und actorsdemo zusammen und verlinken deren Videos. Es sind aber auch Verlinkungen zu Agenturseiten, Homepages oder YouTube möglich. Videohosting bietet filmmakers aber selbst auch schon seit 2007 an.
E.R.: Wären also auch Verlinkungen zu anderen Datenbankbetreibern, wie bspw. zu directorscast, möglich, wenn dort oder woanders das Video gehostet ist?
C.E.: Ja, natürlich. Wir wollen den Castern, Sendern und Produzenten immer ein Maximum an Information bieten. Das ist ja der Wert von filmmakers. Es gibt also keine Beschränkungen.
E.R.: Sind Änderungen beim Videohosting in der Vollmitgliedschaft mit zusätzlichen Kosten verbunden, wenn der Schauspieler eine Ergänzung oder ein neues Band einschickt?
U.S.: Momentan laden wir die Showreels selber hoch und versehen sie mit Kapitelmarken. Derzeit tauschen wir die Videos also kostenlos aus. In Zukunft werden das die Schauspieler selbst machen können. Wenn die Schauspieler das selber verwalten, bleibt es weiterhin auch kostenlos. Aber es wird etwas kosten, wenn sie uns damit beauftragen, die Änderungen zu bearbeiten. Uns ist es wichtig, dass es keine Hürden bei der Erneuerung der Videos gibt, damit die Videos immer auf dem aktuellsten Stand sein können. Kein Caster braucht ein Video von 2005.
T.T.: Führt ihr das Chaptering aktuell neu ein?
U.S.: Nein, nicht neu. Das Chaptering gibt es jetzt schon.
C.E.: In Zukunft kann der Schauspieler das wie gesagt selber verwalten. Er kann sich die Vorschaubilder aussuchen und die Kapitelmarken dort setzen, wo er sie haben möchte. Er hat also die komplette Kontrolle über sein Video.
T.T.: Stichwort „Neue Videoumgebung"?
C.E.: Ja, könnte man so sagen.
E.R.: Was kosten die jeweiligen Einträge?
U.S.: Der Volleintrag kostet derzeit 79 Euro inklusive Mehrwertsteuer pro Jahr. Der Volleintrag Plus mit Videohosting kostet 109 Euro inklusive Mehrwertsteuer pro Jahr.
T.T.: Gibt es Rabatte für bestimmte Berufsgruppen, Verbände?
U.S.: Für Agenturen haben wir verschiedene Rabattierungen. Da in der Vergangenheit große Agenturen mit z. B. mehr als 20 Schauspielern Rabatte gewünscht haben, gibt es mittlerweile konkrete Staffelungen. Z. B. wenn wir eine Sammelrechnung direkt an den Agenten stellen können, wird es besonders günstig. Der Preis liegt dann 20 Euro unter dem Normalpreis. Wenn ein Agent uns einen einzelnen Schauspieler direkt vermittelt, reduziert sich der Preis um 10 Euro.
C.E.: Ein Kooperationsrabatt.
U.S.: Dazu muss uns der Agent einfach anrufen. Auch mit dem BFFS haben wir gerade eine Vereinbarung getrofffen.
T.T.: Gibt es für den Nachwuchs Rabatt?
U.S.: Meines Wissens nach bilden wir als einzige Datenbank die Agenturen des Verband der Nachwuchsagenturen (VdNA) komplett ab, so dass die Nachwuchsschauspieler dieser Agenturen alle bei filmmakers zu finden sind. Unser kostenloser Grundeintrag ist auch für die Castingsuche von Nachwuchsschauspielern ausreichend. Das Videohosting bieten wir nicht kostenlos an. Das ist aber auch nicht notwendig, da wir ja einen kostenlosen Link zu einem Video z.B. bei YouTube anbieten. Bei uns steht nicht lediglich das Video im Vordergrund und wir wollen dadurch auch keine Schauspieler an uns binden. Für uns ist der eigentliche Eintrag mit den personenbezogenen Daten das entscheidende. Insofern kann jeder Schauspielstudent und Schauspieler einer Agentur des VdNA bei uns kostenlos vertreten sein.
C.E.: Wir können mit unserem Produkt überzeugen und nicht mit Slogans wie: „ein Jahr alles kostenlos und hoffentlich bleibst du am Ende bei uns hängen" werben.
E.R.: Wie viele Einträge haben bei euch ein Video hochgeladen, bzw. einen Videolink?
C.E.: Aktuell sind es 3.750 Frauen und 4.040 Männer. Damit ist filmmakers auch die größte Videodatenbank Deutschlands. Bei uns steht immer das Maximum an Informationen für den Casting Director im Vordergrund.
E.R.: Wer pflegt die Einträge
U.S.+C.E.: Alle!
U.S.: Ein wichtiges Merkmal für den Erfolg von filmmakers ist es, dass von Anfang an die Agenturen, die Schauspieler und die ZAV mit eingebunden waren und über alle Vorgänge informiert wurden. Es war von Beginn an eine Gemeinschaftsaktion. Wir helfen, wo die Computerkenntnisse fehlen oder eine Agentur fehlt. Seit ein paar Jahren kann jeder Schauspieler über Benutzerkennung und Passwort seine Daten selbst editieren. Seitdem ist es für uns einfacher geworden, die Daten zu pflegen.
T.T.: Wie ist es, wenn jemand z. B. „Frankfurt" als Wohnort eingibt? Das kann Frankfurt an der Oder oder Frankfurt am Main bedeuten. Oder wenn sich Rechtschreibfehler einschleichen oder Telefonnummern im Vergleich zu den anderen nicht in Zweierblöcken eingegeben werden. Bekommt Ihr da eine Fehlermeldung?
C.E.: Die Schauspieler pflegen ihre Daten selbst. Ich kann grundsätzlich jeden Schauspieler nur auffordern, sich mit der Qualität seiner Daten genau auseinanderzusetzen. Nur wer gefunden wird, kann auch besetzt werden. Wir arbeiten kaum mit Freieintragsfeldern, sondern mit Drop-Down-Menüs, die fest definierte Begriffe enthalten. Freie Einträge gibt es eigentlich nur im Bereich Wohnort und beim Volleintrag in der Vita.
U.S.: Ein Drop-Down-Menü ist ein Balken, auf den man klickt und dann erscheinen untereinander verschiedene Auswahlmöglichkeiten, die man anklicken kann, wie zum Beispiel ‚Ski Alpin' oder ‚Ski-Langkauf', etc..
E.R.: Und wenn da etwas fehlen würde, kann man sich auch an Euch wenden? Wenn zum Beispiel etwas ganz exotisches nicht aufgelistet ist?
U.S: Aber selbstverständlich schauen wir dann, ob, diese Fähigkeit für die Castingsuche einen Sinn ergibt und wenn ja, dann wird es in die Datenbank integriert. Im Volleintrag gibt es auch freie Felder: hier kann der Schauspieler alle Infos und Ergänzungen eintragen, die er möchte.
E.R.: Ist die Datenbank offen oder geschlossen?
C.E.: Teile sind offen. Es gibt eine Schnellsuche nach Name, die sofort zum Schauspieler und seiner Agentur führt. Das ist der einzige offene Bereich. Ansonsten ist die Datenbank nur Nutzern zugänglich, die professionelle Besetzungsentscheidungen treffen, also Casting Directors, Sender, Redakteure. Wir überlegen aber, Teile der Suche freizuschalten.
E.R.: Welche Berufsgruppen haben Zugang und wie teuer ist die Nutzung der Datenbank für diese?
U.S.: Die Berufsgruppen sind alle Film- und Fernsehschaffenden aus dem deutschsprachigen Raum.
Jeder, der einen Produktionsauftrag in Deutschland hat, bekommt einen Zugang zu den Daten. Das können Studenten, Low-Budget-Produktionen oder Casting Directors sein. Es gibt einen kostenlosen 30-Tage-Zugang, den man auch immer wieder bekommt, wenn man nur alle 2 bis 3 Jahre ein Projekt besetzt. Wenn man regelmäßig mit filmmakers arbeitet, kostet der Zugang 35 Euro zuzüglich 19 % Mehrwertsteuer pro Monat.
Im übrigen haben auch alle Filmhochschulen einen Zugang zu filmmakers und werden von uns auch mit einem Zweitzugang für die Studenten ausgestattet, wie zum Beispiel Juliane Weininger von der Filmakademie Baden Württemberg.
U.S.: Zurzeit sind bei uns neben der Filmakademie Baden Württemberg auch die Film- und Fernseheakademie Berlin, die Hochschule für Film und Fernsehen München, die internationale filmschule köln und die Kunsthochschule für Medien Köln registriert. Die Schulen werden von uns mit Extrazugängen gesponsort. Auf einen bezahlten Zugang gibt es einen zweiten kostenlos dazu. Und auch die Studenten bekommen den gleichen Service von filmmakers wie Casting Directors oder Produzenten.
E.R.: Außerdem gibt es ja auch den kostenlosen Probezugang. Den kann ja auch ein Schauspieler nutzen, um sich mal ein Bild davon zu machen, wie eure Datenbank aus Castersicht aussieht.
U.S.: In dieser Richtung haben wir sehr wenige Anfragen.
Es stellt sich heraus, dass sich Schauspieler oftmals keine Gedanken machen, wie das aussieht und funktioniert. Innerhalb des letzten Jahres gab es lediglich zwei Anfragen in diese Richtung. Aber wir machen da keine Beschränkungen und haben ja auch nichts zu verbergen.
C.E.: Es wäre zwar sehr aufwendig, wenn plötzlich alle Schauspieler jetzt anrufen, um Einblick in die Datenbank zu bekommen. Aber jeder, der es sehen möchte, kann es gerne sehen. Wir können da jeden, der unsicher ist oder Ängste hat, immer beruhigen.
E.R.: Wie viele Caster, Regisseure, Redakteure und Produzenten haben einen Zugang bei filmmakers?
U.S.: Es sind 180 Accounts auf 120 Unternehmen verteilt.
C.E.: 180 Accounts die sicherlich häufig auch von Mehreren genutzt werden. 180 Zugänge von Castern und grossen Produktionsfirmen, die sich filmmakers leisten - trotz der Vielzahl an kostenlosen Angeboten, ich denke das spricht für sich.
T.T.: Kann man die Berufsgruppen, die am meisten vertreten sind beschreiben? Wie würdest du Casting Directors, Redakteure und Regisseure staffeln?
U.S.: Den größten Teil machen freie oder angestellte Casting Directors aus, gefolgt von Produzenten/Producern. Es gibt nur relativ wenige Redakteure und Regisseure, die wirklich aktiv an der Schauspielersuche teilnehmen. Bei den Entscheidungen spielen sie jedoch eine wichtige Rolle. Und filmmakers spielt eine wichtige Rolle in der Kommunikation der Vorschläge an Regisseure und Redakteure durch die Caster oder Produzenten.
T.T.: Momentan gibt es noch keine englische Version von filmmakers?
U.S.: Die englische Version betrifft ja eigentlich auch nur die Suchbegriffe. Mit einer solchen Übersetzung wollen wir spätestens 2011 das Thema Mehrsprachigkeit abschliessen.
C.E.: Erfahrungsgemäß arbeiten aber fast alle fremdsprachigen Produktionen, die in Deutschland besetzen und drehen, mit einem deutschsprachigen Casting Director zusammen.
T.T.: Ist der VdA-Pool bei euch angeschlossen? Wenn ja, welche Erfahrung habt ihr damit gemacht?
C.E.: Der VdA-Pool ist noch nicht angeschlossen, da momentan castingspezifische Tools, wie zum Beispiel das eCasting, bei uns in der Entwicklung Vorrang hatten. Da im Grunde alle Schauspieler dieser Agenturen schon bei uns vertreten sind, hatte die Verbesserung der Funktionalität unserer Datenbank Priorität. Aber es wird einer der nächsten Schritte sein, auch zur langfristigen Qualitätssicherung, den VdA-Pool anzuschließen. Es liegt schon auf dem Tisch der Programmierer, der Auftrag ist bereits erteilt. Zunächst muss nur noch die komplette Integration der eCasting-Umgebung in das System filmmakers mit neuen Funktionen abgeschlossen sein.
T.T.: Seid ihr davon überzeugt oder habt ihr davon gehört, dass es da eventuell auch Schwierigkeiten geben könnte? Wie seid ihr generell zum VdA-Pool eingestellt?
U.S.: Wenn wir uns dem VdA-Pool anschließen, entstünde das Problem, was mit den Daten passiert, die schon von Schauspielern eingegeben wurden. Sollen wir die einfach überschreiben durch Daten aus dem VdA-Pool? Außerdem könnte ein Konflikt zwischen Agent und Schauspieler entstehen, da unsere Daten ja zumeist von Schauspielern editiert werden, die im VdA-Pool aber von Agenten. Welchen Daten sollen wir hier den Vorrang geben?
C.E.: In der Vergangenheit hatte bei uns immer der Wunsch des Schauspielers Priorität. Wenn zum Beispiel ein Agent gesagt hat: „... ich vertrete den jetzt...", haben wir immer beim Schauspieler nachgefragt, bei welchem Agenten er gelistet sein möchte. Der Wunsch des Schauspielers bezüglich seines Eintrages steht bei uns an erster Stelle.
U.S.: Es gibt zum Beispiel auch die Kombination, dass ein Agent aus dem VdA-Pool sagt, er vertritt jenen Schauspieler, der aber noch bei einer Nicht-VdA-Agentur gelistet ist. Wie gehen wir mit diesem Vorgang um? Das sind Fälle, wo wir uns einzeln mit diesen Datensätzen auseinander setzen müssen. Unter Umständen müssen wir dann die Schauspieler viel häufiger befragen, als das in der Vergangenheit nötig war.
T.T.: Wie viele Mitarbeiter habt ihr, die sich explizit um die Schauspielerdatenbank kümmern?
C.E.: Mit mir sind es vier.
E.R.: Welche Betriebskosten hat eine Datenbank neben dem Personal noch?
U.S.: Programmierung, Webdesign und Serverkosten sind Betriebskosten in nicht unerhblicher Höre. Und natürlich das Personal. GEMA und Rechtsberatung darf man ebenfalls nicht vernachlässigen.
C.E.: Videohosting und eCasting treibt natürlich auch die Kosten in die Höhe, weil da nicht unerhebliche Datenmengen hin und her geschaukelt werden.
T.T.: Eine Frage noch zur GEMA. Wie sehen die rechtlichen Verpflichtungen für Schauspieler aus? Viele Schauspieler gehen jetzt dazu über, ihre Videos nicht mehr auf der eigenen Website zu präsentieren, sondern über den Server einer Datenbank abspielen zu lassen, um die Verantwortung bezüglich der GEMA nicht tragen zu müssen. Seid Ihr da abgesichert?
C.E.: Wir diskutieren verschiedene Modelle.
U.S.: Das Problem mit der GEMA ist, dass die Schauspielerdatenbank in kein Tarifschema passt. Die GEMA ist normalerweise dafür zuständig, in welchem Rahmen alle diese Musikstücke gewerblich genutzt oder überhaupt genutzt werden, und da ist es natürlich sehr schwierig im Rahmen eines jeden Showreels, da auf den Punkt zu kommen. Von daher ist es einfach jetzt ein Prozess, wo wir uns mit denen auseinandersetzen und uns mit denen einigen, so wie das Agenturen zurzeit tun. Und das immer in Einzelgesprächen und in Verhandlungen, wo der Umfang und die Nutzung von GEMA-pflichtigen Inhalten besprochen werden.
E.R.: Gibt es eine Telefonhotline für User und ist diese regelmäßig besetzt?
C.E.: Ja, Montag bis Donnerstag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Freitags bis 17:00 Uhr. Gerade für die Casting Directors ist der Kontakt mit uns und die Kontaktvermittlung zu Schauspielern ein ganz wichtiger Teil unserer Dienstleistung. Es gibt eine Menge Schauspieler ohne Agentur - auch Prominente. Da helfen wir weiter. Auch für Agenturen und Schauspieler stehen wir gerne bei Fragen zur Verfügung. Nicht für jeden ist der Computer eine Selbstverständlichlichkeit.
U.S.: Wir bekommen auch Anrufe mit Anfragen nach Schauspielern, die eventuell noch gar nicht in unserer Datenbank sind, wie etwa: „da war doch diese Blonde im Fernsehen am Sonntag, wie hieß die noch? Wie komme ich an die ran?" Dann übernehmen wir die Recherche nach diesen Leuten.
C.E.: Manchmal kommen sogar Anfragen nach amerikanischen Schauspielern, mit der Bitte, ob wir da nicht einen Kontakt vermitteln könnten, hatten wir häufiger. Grundsätzlich leisten wir Beratung und Recherche für unsere Nutzer. Das geht weit über die Datenbank hinaus.
E.R.: Wurde die Datenbank selbst finanziert oder gab es Förderungen?
C.E.: Es gab einen Investor, der einen Teil der Entwicklungskosten übernommen hat, der aber inzwischen nicht mehr in der Firma ist.
E.R.: Führt ihr eine Statistik darüber, wie oft ein Eintrag besucht wurde und kommuniziert ihr das dem Schauspieler oder Agenten?
C.E.: Nein, wir führen keine Statistik. Wir haben darüber nachgedacht und uns dagegen entschieden, weil das keinen qualifizierten Wert hat. Weil die reine Zahl, die der Schauspieler erfährt, nichts über seine Trefferhäufigkeit aussagt. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Schauspieler in einer Liste mit 80 anderen oder ob er am Ende im Vorschlagsordner gelandet ist. Wir wollen nicht mit Klicks beeindrucken, die keinen qualitativen Wert haben. Wir haben nie veröffentlicht, wer zuletzt oder am häufigsten aufgerufen wurde. Auch das Nutzerverhalten haben wir nie dokumentiert. Das mag ich selbst am Internet am wenigsten, diese ständige Nachverfolgbarkeit. Was ich selber nicht mag, stelle ich auch nicht mit meinen Kunden an.
U.S.: Deshalb haben wir es auch abgeschafft, dass man sich über einen Account nur einmal einloggen kann. Gerade in großen Filmproduktionen gibt es Assistenten und andere Leute, die dem Casting Director zuarbeiten. So kann man sich jetzt mit jedem Passwort auch zeitgleich mehrmals einloggen.
C.E.: Wir protokollieren keine Nutzerverhalten und keine Klickrates und kein IP-Tracking.
T.T.: Diese Frage wurde mehrfach von Schauspielern an uns heran getragen. „Ich bin jetzt in dieser oder jener Datenbank drin. Wie bekomme ich ein Feedback"?
C.E.: Es wird kein Feedback geben. Auch in der Vergangenheit war dem Schauspieler nicht klar, wie oft seine Unterlagen zu analogen Zeiten in der Handkartei aufgesucht wurden. Daran hat sich auch im Digitalen nichts geändert. Wir könnten es, aber wir wollen es nicht: es dient ihm nicht.
E.R.: Wie würdet ihr den aktuellen Schauspielerdatenbank-Markt beschreiben? Pflegt ihr Kontakt zur Konkurrenz?
U.S.: Über den Videolinktausch pflegen wir seit jeher Kontakt zu schauspielervideosund actorsdemo. Ansonsten haben wir keine engeren Beziehungen zu Datenbanken.
Auf professioneller Ebene verhalten wir uns so, wie es sich für filmmakers einfach gehört. Wir gehen professionell mit allen anderen um, die etwas Ähnliches betreiben, weil wir auch Menschen sind und weil wir Manieren haben. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit mich eine neue Datenbank überhaupt interessiert. In dem Moment, wo irgendwer ruft, er habe eine neue Datenbank aufgemacht, muss man sich fragen: hat das überhaupt etwas mit dem zu tun, was wir hier machen? Es gibt keinen Verband der Datenbanken, wie die Schauspieler oder die Agenturen einen haben. Es gibt auch kein Forum, wo man miteinander spricht. Es ist auch nicht geplant, freundschaftliche Beziehungen zu Betreibern von Datenbanken aufzubauen, nur aus dem Grunde, weil sie auch eine Datenbank betreiben.
C.E.: Wir wissen anhand unserer Benutzer, die wir kennen, dass wir maßgeblich sind und das reicht erst mal.
T.T.: Und wenn man Dich jetzt mal als Caster fragt, womit arbeitest du noch? Außer filmmakers?
C.E.: IMDb.com ist ein wichtiges Recherche-Tool. Filmmakers ist eine Schauspieler-Datenbank, die Internet Movie Database ist die größte Filmdatenbank und somit ständig zentraler Bestandteil meiner Arbeit. Hier suche ich nicht nach schauspielerspezifischen Merkmalen, sondern z. B. nach einem Film, wenn ich darin jemanden gesehen habe, den ich nicht kannte. Bei IMDB finde ich dann heraus, wie der Schauspieler heißt. Die IMDb ist somit ein Werkzeug, das genau das abdeckt, was filmmakers nicht ist. Und dann gibt es ja in unserer Branche nicht nur Schauspieler- und Filmdatenbanken. Es gibt zum Beispiel auch crew united. Das ist eine grossartige Team-Datenbank, die hat dann auch noch andere Funktionen und im Bereich Stab eine entsprechende Branchenwirkung.
E.R.: Welche Vor- oder auch Nachteile ergeben sich für filmmakers dadurch, dass Du auch Casting Director bist?
C.E.: Es gibt vor allem Vorteile, weil ich den Prozess vom Drehbuch über die Kommunikation mit dem Produktionsleiter bis hin zur letztendlichen Besetzung natürlich kenne. Wir haben versucht, ein Werkzeug zu finden, was das nachstellt. So ist filmmakers letztendlich entstanden. Wir haben seit 1999 eine Datenbank entwickelt, die unseren Arbeitsprozess unterstützt und bereichert.
Natürlich muss ich sagen - da ich selbst viel caste - sind viele Funktionen aus dem Casting heraus entstanden. Also aus meinen kreativen Anwendungen und auch aus den Mängeln, die ich bei der Arbeit erlebe. Da suche ich natürlich nach Lösungen für mich und für die Nutzer der Branche.
E.R.: Was unterscheidet Euch von anderen Datenbanken?
C.E.: Ich denke, uns unterscheidet vor allem ein qualifizierter Content.
U.S.: Auch die Erfahrung, die wir mit Schauspielern und Agenturen gesammelt haben, unterscheidet uns, also unsere Branchenaffinität. Ich kann verstehen, wenn der eine oder andere Schauspieler sagt, dass bei neuen Datenbank-Startups nur Kohle gemacht werden soll. Das hängt vor allem damit zusammen, dass hier Leute von außen kommen und sich entschließen, eine Datenbank für Schauspieler zu programmieren. Sie hätten genauso gut eine Wirtschaftsdatenbank oder eine für Physiker programmieren können, haben sich aber eben für diesen Markt entschieden. Ein entscheidender Unterschied ist, dass wir langjährige Erfahrung in unserer Branche haben. Und wir waren die erste Datenbank, die sofort einen riesigen Umfang hatte. Die meisten Datenbanken, sind heute deutlich kleiner, als es filmmakers bereits bei seinem Start im Jahr 2000 war.
C.E.: Man kann das mit einem Telefonbuch vergleichen. Ich glaube, wir brauchen ein Telefonbuch, wo alle Schauspieler drinnen sind und nicht acht Telefonbücher, wo jeweils nur 30% vertreten sind.
E.R.: Wie wichtig ist es, trotz aller Technik und Entwicklung, den persönlichen Kontakt zu den Schauspielern aufrecht zu erhalten? Also in eurem Fall ein Live-Casting zu veranstalten?
C.E.: Es gab große Bedenken, als filmmakers anfing, ob der Casting-Prozess jetzt automatisiert würde und das Casting am Computer stattfinden würde. Sprechen die Menschen nicht mehr miteinander? Nichts davon ist passiert. Caster sprechen immer noch mit Schauspielern, Schauspieler sprechen noch mit Agenten, Agenten mit Castern. Der Castingprozess, den du ansprichst, wird sich nicht ändern. Ich sehe nicht den Tod des zwischenmenschlichen Kontaktes und ich glaube auch nicht, dass es einen Widerspruch zwischen Live-Casting und eCasting gibt. Ich glaube eCasting ist eine Ergänzung. Bedingt durch die geographische Situation in Deutschland wird sowieso nicht besonders viel gecastet. Ich denke, dass wir etwas Neues eingeführt haben, das den Prozess erweitert und intensiviert. Aber auch da bleibt der Kontakt mit dem Schauspieler, der mich anruft: „Ich habe die Szene bekommen. Wie soll ich das machen?" Natürlich kriegt er von mir eine Antwort, ich nehme mir seine Sorgen zu Herzen und versuche ihm zu helfen, so gut es geht.
E.R.: Wie ist die Idee zum eCasting entstanden?
C.E.: Ich hatte die Idee schon länger. Ursprünglich nannte ich es witzigerweise auch cast-box. In anderen Ländern wird immer gecastet, aber z.B in England leben fast alle in London, in Frankreich in Paris, etc. Im deutschsprachigen Raum verteilen sich die Schauspieler auf 6 Zentren. Der Grundgedanke war, dass der Schauspieler in seinem oder in der Nähe seines Wohnortes zu einem Casting geht. Ich hatte auch schon mit Kooperationspartnern, also Castern mit eigenem Studio gesprochen. Dann sollte das Material, also das Casting, auf einem Server für alle bereitgestellt und eingesehen werden können,die an dem Casting beteiligt sind. Aufwändige Reisen und Versand des Castingmaterials entfallen.
Und dann haben sich natürlich auch die Computer wahnsinnig schnell verändert, pötzlich waren darin Webcams, die Mobiltelefone bekamen Kameras. Das heisst: alles was ein Casting braucht, hat der Schauspieler zu Hause - oder er kennt mit Sicherheit jemanden der das hat. Im Zuge mit einer amerikanischen Produktion kam auch die Frage auf, wie kommen die Castingbänder bis nach Los Angeles? Da war klar: Also gehen wir jetzt diesen Weg, wir probieren das aus. Wie ist die Akzeptanz? Wie ist die Qualität? Die Schauspielerinnen haben uns das gewünschte Material aufgenommen und auf unseren Server gestellt oder auch geschickt und wir haben es auf den Server geladen. Damals war das alles noch etwas komplizierter, aber es hat hervorragend funktioniert und endete mit einer Videokonferenz und einer Liveschaltung nach Amerika mit einem Live-Casting via Videokonferenz. Das machen wir heute mit Skype-Konferenzen Mobiltelefone nehmen schon Videos in HD-Qualität auf.
E.R.: Das Verfahren gab es im amerikanischen Raum also schon, oder?
C.E.: Damals genauso rudimentär. Es gibt da inzwischen auch ein System und jetzt ist natürlich die Frage, wie können wir das verfeinern, wie kriegen wir die Sachen einfacher bei uns auf den Server? Wir haben es dann bei diversen Castings ausprobiert und an der Technologie und an dem Serverzugang geschraubt und verändert, bis wir irgendwann mit unseren Programmierern besprochen haben: „Könnt ihr uns ein Casting-YouTube bauen?" Das muss so und so funktionieren und aussehen, aber vor allem für Schauspieler wie für Caster kinderleicht zu bedienen sein. Alle sollen sich auf ihre Aufgabe konzentrieren können und nicht Computercracks werden. Das ist das, was wir gemacht haben. Unsere so positiven Anfänge waren für das Gros der Casting Directors nicht nutzbar. Da haben wir beschlossen, wir schaffen jetzt einfach die Infrastruktur, dass wir das Tool, mit dem wir gute Erfahrungen gemacht haben, auch weitergeben können.
T.T.: Aktuell ist eCasting für Schauspieler und Caster kostenlos? Wird das so bleiben?
C.E.: Es entstehen ja Serverkosten, Videohosting. Das bedeutet Speicher und Traffic, das kostet und braucht Beratung und Betreuung. Bei diesem Umfang wird das nicht völlig kostenlos bleiben können, denke ich.
Aber wir werden sicherlich zwischen Castern und Produktionen unterscheiden. Wir wollen qualifizierte Caster unterstützen und nicht deren tolle Arbeit durch ein „Casting für alle und billig" angreifen.
Ich glaube allerdings auch, dass gutes Casting noch nie durch Technik gefährdet war. Die Dienstleistung eines qualifizierten Casting Directors geht weit über Datenbanken und eCasting hinaus.
U.S.: Der Schauspieler wird aber nichts zahlen müssen. Der Gedanke war ja, den Schauspieler wieder näher ans Casting zu bringen und Kosten, sprich Reisekosten, von ihm weg zu nehmen. Geld zu generieren durch Schauspielercasting wird es bei uns nicht geben. Aber in diesem Zusammenhang ist es mir ein Dorn im Auge, zu sehen, was an Trittbrettfahrern jetzt im Bereich eCasting, Coaching, Upload-Services aus dem Boden sprießt. Hier werden schnelle Gewinne auf Kosten der Schauspieler gemacht, anstatt sich gegenseitig zu helfen.
T.T.: Was passiert mit dem Material, den eCasting-Dateien? Ist das in der Macht des Schauspielers?
U.S.: Bisher haben wir jedes Video gelöscht, wenn der Wunsch aufkam.
C.E.: Die Castings sind nur für den Caster zu sehen, der den Schauspieler einlud. Und natürlich für den in dessen Auftrag gecastet wurde. Die Aufnahmen sind nicht öffentlich.
T.T.: Aber sonst werden sie vielleicht für die Datenbank archiviert?
U.S.: Es gibt rechtliche Probleme bei der Veröffentlichung. Das sind zum Teil Texte, wo Autoren das Copyright haben. Auch Stoffe, die von Sendern entwickelt wurden, sind geschützt. Insofern ist die Veröffentlichung der eCastings über das Casting hinaus nicht vorgesehen. Sie bleiben nur für den jeweiligen Caster zugänglich.
E.R.: Ist das eCasting eigentlich mit dem Breakdown gekoppelt oder sind das separate Sparten?
C.E.: Ein Breakdown, also eine Ausschreibung, kann Teil eines eCastings sein. Also ein erster Schritt in dem der Agent informiert wird, welche Rollen zu besetzen sind und um Vorschläge gebeten wird.
Im Rahmen eines eCastings kann natürlich auch ein einzelner Schauspieler gezielt angesprochen und um ein Casting gebeten werden. Es gibt viele Formen, das entscheidende Merkmal ist, dass das Casting zum Schauspieler kommt - und nicht umgekehrt und dass das Casting nicht mehr per DVD verschickt werden muss.
U.S.: Zunächst gibt es ja ein Rollenprofil. Nach Aussendung kann ich der Casting Director entscheiden, ob er die Vorschläge anhand eines eCastings sehen will oder zunächst einen Namensvorschlag bevorzugt. Hier gibt es viele Variationen, dass kann ein PDF sein mit Foto oder in ein anderes Format. So wie es das Projekt erfordert. Ich glaube nicht, dass jeder Breakdown auf ein Casting hinauslaufen wird.
C.E.: Bisher gab es zwei Wege. Besetzung nach Aktenlage (Vita+Showreel) oder nach Casting. Ersteres: wir kennen den Schauspieler und sein Demoband und besetzen ihn danach. Oder, selten genutzt - weil teuer - wir laden ihn zu einem Casting ein. Kosten entstehen in jedem Fall für das Castingstudio und Reisekosten die heute häufig der Schasupieler zu tragen hat. Jetzt ist ein dritter Entscheidungsweg dazu gekommen, den man unglaublich variabel und vielfältig einsetzen kann.
T.T.: Wie fit sind Schauspieler eigentlich am Computer und wie hat sich das in den letzten Jahren verändert?
C.E.: Bei der Gruppe bis 25 Jahre ist das überhaupt kein Problem. In der Regel kamen beim eCasting von denen überhaupt keine Rückfragen. Ohne Vorurteile gegenüber Frauen zu haben, ist die komplizierteste Gruppe die Frau ab 45. Hier wurde allerdings von den Casting Directors noch nicht viel via eCasting gemacht.
E.R.: Was wird die Zukunft für Neuerungen bringen? Welche Ziele verfolgt ihr?
C.E.: Es wird eine eCasting-Umgebung geben, die jetzt schon eifrig genutzt wird. Das ist eine Neuerung, die keine anderes System im deutschsprachigen Raum bisher hervorgebracht hat. Außerdem wird ein Breakdownservice nach amerikanischem Vorbild Bestandteil von filmmakers werden. Den haben wir quasi schon jetzt bei eCasting-Ausschreibungen benutzt: ein Mailverteiler an alle Agenten.
T.T: Bzgl. der Frage: welcher Tätigkeit geht Ihr noch nach, kann man bei Ulf ja klar sagen: wochentags täglich für filmmakers. Wie viel Zeit verbringst Du, Clemens, für filmmakers und wie viel für outcast?
Zusammen sind das deutlich mehr als hundert Prozent (lacht) und da ist meine Tochter noch nicht enthalten. Aber ich plane einen längeren Urlaub im Winter. Mit Tochter.
Vielen Dank für das Gespräch.
Offizielle Website:
www.filmmakers.de
Zur Info:
Das Interview wurde am Mittwoch, den 26. Mai von ca. 16.00 Uhr - 17.00 Uhr persönlich in Köln in den Büroräumen von outcast/filmmakers geführt.
Die 1:1 Fassung hat eine Gesamtlänge von 16 abgetippten DIN A4 Seiten (Arial | Schriftgröße 12 Punkt). Die vorliegende gekürzte Endfassung wurde chronologisch leicht aufgebrochen, um Themenschwerpunkte an entsprechender Stelle besser vertiefen zu können.
Ihre Meinung?
Leserbriefe werden wir gleich unter die Interviewreihe - auf mehrfache Frage auch anonym mit Angabe der Berufsbezeichnung - stellen! Bitte schreiben Sie uns an:
info@casting-network.de | Stichwort: Deutsche Schauspielerdatenbanken
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Infos zur Neuen Reihe:
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Elmira Rafizadeh ist 1981 in Teheran geboren und im Alter von fünf Jahren mit ihrer Familie in die BRD immigriert. Nach ihrem Abitur war sie ein Jahr lang hinter den Kulissen im Bereich Film und Redaktion tätig, bevor sie ihre Laufbahn mit einer Schau-spielausbildung fortsetzte. Sie lebt heute in Köln und arbeitet als Schauspielerin vor der Kamera und auf der Bühne. Zudem ist sie freiberuflich als Journalistin aktiv und engagiertes Mitglied beim BFFS. Vertreten wird Elmira Rafizadeh durch die Agentur Thomas Wernicke (VdA). Elmira Rafizadeh ist Mitglied im "Digitalen Kompetenzteam" von casting-network.
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der Rubrik: Über uns.
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